Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft
des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
haben Sie auch manchmal da Gefühl, die Welt geht den Bach
runter? Nachrichten aus aller Welt kommen zu uns ins Wohnzimmer
und alles geht uns plötzlich etwas an. Alles wird schlimmer und
ich weiß gar nicht wozu das noch führen soll. Ich möchte nicht
mit meinen Kindern tauschen. Wir wird alles werden?
Das haben schon viele Menschen gedacht. Immer wieder war die
Welt im Umbruch.
Denken wir an die Zeit vor z.B. 500 Jahren: Durch die
Reformation wurde so viel verändert. Da hat mancher gedacht: Wie
wird alles werden? Martin Luther selbst hatte diese Frage. Und er
hatte eine Antwort: Auch wenn ich wüsste, dass morgen die
Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum
pflanzen. Dietrich Bonhoeffer, der ahnt dass nicht nur sein
Leben zu Ende geht, hat gedichtet: Von guten Mächten wunderbar
geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns
am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag.
Es ist schwer, einen objektiven Blick auf die Veränderungen
in der Welt zur werfen. Die Informationen, die wir bekommen,
beinhalten immer beides: Verschlechterungen und Verbesserungen.
Und wie es ausgehen wird, wissen wir nicht, weil uns auf jeden
Fall auch wenn wir uns gut informieren der
Überblick fehlt. Wir sehen immer nur einen Teil und nie das
Ganze. Schon Faust wollte wissen, was die Welt im Innersten
zusammen hält und hat es nicht herausfinden können.
Jesus erklärt uns in Gleichnisse Gottes Welt. Ich wähle eine
eigene kurze Überschrift:
Gott machen lassen. Ich lese Markus 4,26-28
26 Und er sprach: Mit dem Reich
Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft 27
und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf
und wächst er weiß nicht wie. 28 Von selbst bringt
die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den
vollen Weizen in der Ähre. 29 Wenn aber die Frucht reif ist,
so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.
Das ist eines von Jesu berühmten Gleichnissen aus der
Landwirtschaft. Er sagt: Ihr wisst ja alle wie die Welt
funktioniert: Man sät etwas, dann muss man abwarten und zusehen
wie es wächst und am Ende kann man es ernten. So funktioniert
die Welt und so funktioniert das Reich Gottes. Es ist ganz
einfach.
Aber die Märkte und die Entwicklung des Geldwertes und die
Aktienkurse und die Arbeitsplätze und die Entwicklung im
Gesundheitswesen und die Renten und Amerika und China und die
Bundestagswahl und der Krieg in Syrien. Das ist alles viel
komplizierter.
Ja sehr kompliziert und die Experten liegen meistens falsch,
wenn sie voraus sagen, was sich wie entwickeln wird.
Was im einzelnen geschieht wissen wir nicht, aber die
große Linie können wir erkennen, sagt Jesus.
In dieser Welt wächst das Reich Gottes heran. Man sieht es
nicht gleich. Man weiß nicht wie es passiert. Aber es wird mit
der Zeit immer deutlicher, dass es da ist und es wird immer
größer und irgendwann ist es soweit, dass es geerntet werden
kann. Das ist es was die Welt im Innersten zusammen hält. Die
Welt hat ein Ziel. Es ist das Reich Gottes. Und es wird
unvermeidlich erscheinen. Wir wissen nicht wie. Aber wenn es da
ist können wir es nicht mehr übersehen.
Aber was ist das? Das Reich Gottes?
Die Kinder in einer zweiten Klasse hatten dazu ein paar gute
Ideen. Sie wurden gefragt: Was gehört zum Reich Gottes? Das
erste worauf sie gekommen sind war Frieden und dann kamen sie auf
Versöhnung. Und dann kam ganz viel, was mit unversehrter Natur
zusammen hängt und mit einem guten Zusammenleben der Menschen
und genug, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen für alle. Die
Kinder sind ganz schön schlau.
Also das wächst in unserer Welt heran: Frieden und
Versöhnung und geschützte Natur und ein gutes Zusammenleben und
genug für alle. Das ist die Gesamtrichtung der Welt. Und all das
wächst nicht nur in der Welt als Ganzer heran. Es wächst auch
in jedem einzelnen Menschen heran. Denn Gott hat es in der Welt
gesät. Gott hat die Möglichkeit dafür in die Welt gelegt. Und
wo der Same aufgeht, wächst es heran bis die Frucht reif ist.
Ganz langsam im Verborgenen unter der Erde und dann wird es immer
deutlicher und sichtbarer. Und es geschieht von alleine.
Klar ist diese neue Pflanze empfindlich. Man kann sie
zerstören und ausreißen und vergiften. Man kann sie düngen und
gießen. Ja, man kann das Reich Gottes fördern oder bekämpfen.
Aber am Ende wächst es von alleine, denn die Saat liegt schon im
Boden. Man muss nur Geduld haben und abwarten.
Was ist das für ein grundlegend optimistischer Blick auf die
Welt. Diese Erde wird das Reich Gottes hervorbringen. So oder so,
es dauert vielleicht etwas länger und es gibt Rückschläge.
Aber am Ende kann es niemand verhindern. Wenn wir uns diesem
Blick Jesu auf unsere Welt anschließen, dann ändert sich alles.
Wir sehen dann immer noch die Gefahren und die Ungerechtigkeit
und all das Böse und Schlimme, was geschieht. Und wir finden es
immer noch gefährlich und furchtbar. Aber wir starren nicht mehr
darauf wie das Kaninchen auf die Schlange. Wir sehen uns auch
nach den Zeichen des Reiches Gottes um. Wir suchen nach den
kleinen Pflanzen des Reiches Gottes, die gerade dabei sind die
Erdkruste zu durchstoßen und sichtbar werden. Und auch da werden
wir fündig.
Vergleichen Sie den Zustand der Welt heute mit dem vor 20
Jahren. Und Sie werden finden, dass heute ein kleinerer Anteil
der Weltbevölkerung hungert und dass weniger Menschen von Krieg
betroffen sind. Das ist vielleicht nicht viel verglichen mit
Entwicklungen, die uns Sorgen machen. Aber diesen Lichtblick gibt
es auch.
Und vielleicht wird es noch deutlicher, wenn wir an unser
persönliches Leben denken. Was haben wir nicht alles gelernt in
den letzten Jahrzehnten. Liebe Konfis überlegt mal, was ihr
heute alles könnt im Vergleich zu der Zeit als ihr noch in den
Kindergarten gegangen seid.
Liebe Erwachsene, gibt es in Ihnen nicht auch Entwicklungen,
mit denen Sie zufrieden sind?
Was bedeutet dieses Wachstum des Reiches Gottes für unsere
Gemeinde? Wie? Jetzt staunen Sie? Das hat etwas mit mir zu tun?
Ja, das geht uns auch ganz persönlich an. Wir erleben es doch
immer wieder: Säen wachsen ernten. Da denke ich an
die Konfirmandenarbeit. Gesät wird das ganze Konfirmandenjahr:
Konfi-Camp, Konfitage und viele andere Aktionen. Was wird nicht
für Arbeit dahinein gesteckt. Unsere Hauptamtlichen und auch
ganz viele Mitarbeiter opfern Urlaubstage, Feierabende und
Wochenenden. Es wird gesät. In diesem Jahr wachsen die Konfis.
Die Saat der Konfiarbeit geht auf. Die Jugendlichen entwickeln
sich. Bald sind die Konfirmationen. Da kann man entdecken, wie
weit die Saat schon ist. Das ist zwar noch nicht die Ernte, aber
es ist ein wichtiger Abschnitt für alle Beteiligten. Meine
Hoffnung ist, dass die Saat im Laufe eines Lebens aufgeht und
wächst und wächst. Auch das ist Reich Gottes.
Genauso ist es mit der Saat Gottes das Wort Gottes, das
in den Gottesdienst in Herzen und Köpfe geht, und dort wächst
und aufgeht. So wird Gottes Reich groß unter uns. Und wir ein
Teil des Großen.
In der Welt wächst das Reich Gottes, ob wir es
schon sehen oder nicht. Sagt Jesus. Schaut hin, und
ihr werdet es entdecken. Und dann macht ihr euch keine Sorgen
mehr und geht hoffnungsvoll in die Zukunft.
Wissen Sie, das ist das Gute an dem Blick Jesu auf die Welt.
Wir sollten diesen Blick unbedingt übernehmen. Dann hören wir
auf uns unnötige Sorgen zu machen. Und wir fangen an, die guten
Entwicklungen wahrzunehmen, die es immer auch gibt, neben allem
Schwierigen, was uns begegnet. Das macht das Leben leichter und
fröhlicher und unbeschwerter.
Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft
bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen
seligen Leben!