Liebe
Gemeinde,
wie
ich am Anfang des Gottesdienstes schon sagte, ist das Leitbild
für den heutigen Sonntag der gute Hirte. Wenn Sie das hören, an
wen denken Sie? Denken Sie vielleicht an den erst neulich 90
Jahre alt gewordenen Papst Benedikt .? Der Papst wird ja als
Oberhirte bezeichnet. Oder denken Sie an einen Pfarrer, der Sie
beeindruckt oder geprägt hat? Vielleicht während Ihrer
Konfirmandenzeit? Oder denken Sie an Menschen aus Ihrer Familie,
Ihren Vater oder Ihre Mutter? Menschen, die Sie geleitet und
begleitet haben? Die Sie geführt und erzogen haben? Oder denken
Sie an Jesus, der von sich sagt: Ich bin der gute Hirte? Der
Begriff Hirte wird in der Bibel oft verwendet. Einmal weil es
schlicht ein biblischer Beruf ist und jeder weiß, bzw. wußte,
was die Arbeit eines Hirten ist. Auch wird der Begriff in der
Bibel sowohl für die weltlichen und religiösen Führer als auch
für Gott und Jesus verwendet. Der Bibeltext, der uns für heute
gegeben ist, rechnet mit bösen Hirten ab: Hören Sie die Worte
aus dem Propheten Hesekiel im 34. Kapitel:
Hesekiel
34, 1-2(3-9)10-16.31
1 Der Herr
sprach zu mir: 2 "Sterblicher
Mensch, richte den führenden Männern Israels diese Botschaft
aus! So spricht Gott, der Herr: Lasst euch warnen, ihr Führer
Israels! Ihr solltet für mein Volk wie Hirten sein, die ihre
Herde auf eine gute Weide führen. Aber ihr sorgt nur für euch
selbst.
3 Ihr trinkt
die Milch der Schafe, aus ihrer Wolle webt ihr euch Kleidung, und
die fetten Tiere schlachtet ihr. Aber um eure Herde kümmert ihr
euch nicht! 4 Die
schwachen Tiere füttert ihr nicht, die kranken pflegt ihr nicht
gesund; wenn sich ein Tier ein Bein bricht, verbindet ihr es
nicht. Hat sich ein Schaf von der Herde entfernt, holt ihr es
nicht zurück; und wenn eines verloren gegangen ist, macht ihr
euch nicht auf die Suche. Stattdessen herrscht ihr mit Härte und
Gewalt. 5 Weil die
Schafe keinen Hirten hatten, liefen sie auseinander und wurden
von wilden Tieren zerrissen. 6 Viele zogen
über die hohen Hügel und Berge. Nun sind sie über das ganze
Land verstreut, niemand sucht nach ihnen und kümmert sich um sie.
7 Darum, ihr
Hirten, hört meine Botschaft: 8 Ich, der
Herr, schwöre, so wahr ich lebe: Ihr hättet besser auf mich
gehört! Meine Schafe wurden geraubt und von wilden Tieren
zerrissen, weil kein Hirte für sie sorgte. Anstatt euch um die
Herde zu kümmern, habt ihr nur an euch selbst gedacht.
9 Darum hört
meine Worte, ihr Hirten!
10 Ihr bekommt
es mit mir zu tun! Ich ziehe euch zur Rechenschaft, denn ihr
tragt die Schuld, dass meine Schafe leiden. Ihr sollt nicht
länger ihre Hirten sein. Ich lasse nicht mehr zu, dass ihr nur
für euch selbst sorgt; ich rette die Schafe aus euren Klauen,
damit ihr sie nicht mehr auffressen könnt!" 11 So spricht
Gott, der Herr: "Von nun an will ich mich selbst um meine
Schafe kümmern und für sie sorgen. 12 Wie ein
Hirte seine Herde zusammenbringt, die sich in alle Richtungen
zerstreut hat, so werde auch ich meine Schafe wieder sammeln. Von
überall her hole ich sie zurück, von allen Orten, wohin sie an
jenem dunklen, schrecklichen Tag vertrieben wurden. 13 Aus fremden
Völkern und Ländern führe ich sie heraus und bringe sie wieder
in ihr Land. Dort lasse ich sie weiden, in den Bergen, an den
Flüssen und in den Tälern. 14 Ja, ich gebe
ihnen gute und saftige Weideplätze in den Bergen Israels. 15 Ich selbst
werde ihr Hirte sein, damit sie in Ruhe und Sicherheit leben
können. Das verspreche ich, der Herr. 16 Ich suche
die verloren gegangenen Schafe und bringe alle zurück, die sich
von der Herde entfernt haben. Wenn sich eines der Tiere ein Bein
bricht, will ich es verbinden, und die kranken pflege ich gesund.
Die fetten und starken Tiere aber lasse ich nicht aus den Augen!
Denn ich bin ein Hirte, der gut und gerecht mit den Schafen
umgeht. 31 Ja, ihr seid
meine Herde, und ich bin der Herr, euer Gott; ich führe euch auf
gute Weide. Das verspreche ich euch!"
Der
Herr segne Reden und Hören an uns, Amen.
Liebe
Gemeinde,
Hesekiel
lebte zur Zeit des babylonische Exils. Und er spricht über die
Führer des Volkes Israel. Sie sollen Hirten sein. Sie machen
aber alles falsch, was ein Hirte machen sollte. Sie profitieren
von den Schafen und leben von ihnen, aber sie pflegen die Schafe
nicht. Die Schafe werden ausgenutzt und verbraucht. Sie liessen
zu, dass sich die Schafe verirren und verlaufen und nicht mehr
zurückfinden. Schafe haben eine sehr schlechte Orientierung.
Anders als Pferde oder andere Tiere finden sie nicht in den
heimatlichen Stall zurück. Sie bedürfen den Führung und der
Anleitung. Gott zieht diese Hirten zur Rechenschaft. Er geht mit
ihnen ins Gericht. Er fragt nach, wie sie mit den anvertrauten
Schafen umgegangen sind. Und er ist absolut unzufrieden. Er setzt
die Hirten einfach ab. Gott selbst wird sich um seine Schafe , um
sein Volk kümmern. Er wird selbst der Hirte sein. Er pflegt und
führt sein Volk, er hilft ihm und errettet es. Wie sehr klingt
doch hier der Psalm 23 an, den wir vorhin gemeinsam gesprochen
haben. Gott wird die Schafe zusammenführen aus aller Welt
Ländern. Er ist der gute Hirte, der sich um seine Menschen
kümmert. So spüre ich, dass es hinter der Verheißung
für das Volk Israel, und das ist hier vordergründig
angesprochen, auch einen Platz für mich gibt. Denn im
Hintergrund scheint das Ewige Leben durch. Die Verheißung für
seine Gemeinde: Jesus kommt auf die Erde und wird der gute Hirte.
Jesus bringt seine Gemeinde zusammen aus den Enden der Welt. Und
in der Offenbarung des Johannes lesen wir, dass Gott bei den
Menschen wohnen will. So ein Trostwort des Propheten Hesekiel an
das Volk Israel und an die Gemeinde Jesu Christi. Gott selbst
will das Verlorene und Verirrte suchen und finden, er will das
Kranke, Schwache und Verletzte stärken und heilen, er will auch
die Starken und Fetten nicht vergessen. Denn ich bin ein Hirte,
der gut und gerecht mit den Schafen umgeht. Ja, ihr seid
meine Herde, und ich bin der Herr, euer Gott; ich führe euch auf
gute Weide. Das verspreche ich euch! Ist das alles, was wir
aus diesem Text mitnehmen können? Gott will auch unser guter
Hirte sein! Das ist frohe Botschaft, das ist Evangelium. Aber der
Text stellt uns auch Fragen.
Wie
gehen wir mit den uns Anvertrauten um? Sind wir wie ein Hirte?
Machen wir unseren Job als Hirten richtig und gut? Oder wo
können wir von Gott lernen? Wann und bei wem sind wir Hirte?
Wann sind wir Schafe einer Herde? Welchen Hirten laufen wir nach?
Und das meine ich sowohl in Glaubensfragen als auch im
Gesellschaftlichen und Politischen. Es gibt viele Menschen, die
Entscheidung treffen, die auch uns angehen. Im Gegensatz zu
Tieren hat Gott uns Menschen die Möglichkeit gegeben, uns zu
entscheiden. Das ist nicht immer leicht, aber es ist einfach so.
Wir können uns für Gott und für Jesus entscheiden, oder
dagegen. Das ist die Frage, die Gott uns stellt. Hört das
Angebot Gottes: So könnte er sprechen:
Herzlich
Willkommen hier auf dem Globus. Ich bin dein Gott. Ich gehe vor
dir her, zeig dir den Weg, gehe hinter dir her, sammle die
Scherben auf, die du produzierst. Ich bin um dich rum, beschütze
dich, trage dich und ertrage dich. Ich führe dich, wenn du das
willst. Wenn du das nicht willst, ich zwing mich nicht auf, aber
es ist gefährlich alleine. Alleine wirst du es nicht schaffen,
garantiert! Ich habe den Überblick, aber mit mir gemeinsam
schaffst du es. Fühl dich wohl, herzlich willkommen! Ich möchte
gerne dein Gott sein.
Sie
bekommen am Ausgang ein gebackenes Schaf von mir. Welche Symbolik
Sie damit verbinden wollen, überlasse ich Ihnen. Nehmen Sie es
als Erinnerung an das Lamm Gottes, das unser guter Hirte sein
will. Vielleicht denken Sie an Ihre Mutter, deren Schäfchen Sie
einst waren. Oder Sie denken an die Schäfchen, die Ihnen
anbefohlen sind oder waren. Auf jeden Fall lassen Sie es sich
schmecken. Vielleicht auch in Erinnerung an Psalm 23: Du
bereitest einen Tisch im Angesicht meiner Feinde und schenkest
mir voll ein. Wir haben einen Gott des Überflußes. Er schenkt
im Überfluß. Er soll unser Hirte sein.
Und
so spreche ich Amen. So soll es sein.
Und der Friede Gottes, der höher ist als
alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen