Bevor ich Ihnen den Predigttext vorlese, möchte ich, dass Sie über eine Frage nachdenken, die ich Ihnen stellen werde: Wir nehmen uns Zeit, dass Sie darüber nachdenken können: Haben Sie ein Lieblingsgemälde oder eine Lieblingsvorstellung von Jesus? Wie ist Ihr Bild von Jesus?

 

Offenbarung 1, 9 -18

Der Auftrag an Johannes. Schreib alles auf!

Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. 10 Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune, 11 die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea. 12 Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter 13 und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. 14 Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme 15 und seine Füße gleich Golderz, wie im Ofen durch Feuer gehärtet, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; 16 und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. 17 Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte 18 und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. 19 Schreibe, was du gesehen hast und was ist und was geschehen soll danach. 20 Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und der sieben goldenen Leuchter ist dies: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt

 

Liebe Gemeinde,

 

Wer ist Johannes? Höchstwahrscheinlich handelt es sich um den Jünger Jesu. Das schließt man daraus, dass seine Vorstellung sehr schlicht ist, einfach Johannes. Die Offenbarung wurde vermutlich in der Zeit zwischen 80 und ca. 90 n. Christus geschrieben. Auch das Johannes-Evangelium ist vermutlich um diese Zeit entstanden. Johannes war aufgrund seines Glaubens auf die Insel Patmos verbannt worden. um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. Der Begriff Apokalypse bedeutet nichts anderes als Entschleierung, bzw. Offenbarung.

Nicht Johannes teilt seine Offenbarung mit, sondern er teilt mit, was ihm offenbart wurde. Ein Engel, beauftragt durch Jesus Christus, wird zu Johannes geschickt.

Am Tag des Herrn, an einem Sonntag also, ergriff mich Gottes Geist. Da hört er eine Stimme, wie eine Posaune, die sprach: Schreib alles auf, was du siehst! Und dann sende das Buch an die sieben Gemeinden.  Auf die sieben Gemeinden möchte ich später zurückkommen.

Jetzt geht es mir wie Johannes. Der dreht sich um und will wissen, wer da spricht. Zuerst sieht er sieben goldene Leuchter. Und dazwischen einen, der wie ein Mensch aussah, wie ein Menschensohn. Ich glaube, dieser Begriff Menschensohn wird hier nicht zufällig gewählt, denn so hat sich Jesus ja auch selber genannt. Dieser Mensch trägt ein langes Gewand, wie ein Hohepriester, auch der Brustschmuck deutet daraufhin. Nun wird eine Reihe von göttlichen Eigenschaften genannt, die hier Christus zugeschrieben werden. Sie vermitteln einen Eindruck von Macht, Weisheit und Autorität. Ein Bild wie aus einem Science Fiction- Film, wie aus einem Traum. Ich denke, die Beschreibung kann nur unsere Phantasie anregen, wie das wohl ausgesehen hat. Die Reaktion von Johannes ist sehr verständlich. Er fiel um, einfach um. Er konnte dieses Bild zu fassen. Es war einfach umwerfend. Das scharfe doppelschneidige Schwert aus dem Mund deutet auf die Macht des göttlichen Gerichts hin. Vielleicht war er darüber erschrocken, dass es jetzt soweit sein sollte. Dieser Anblick von Jesus war nicht zu fassen. Als ich Ihnen am Anfang der Predigt die Frage stellte, ob Sie ein Lieblingsbild – oder Vorstellung von Jesus haben, haben Sie an dieses Bild aus der Offenbarung gedacht? Vielleicht dachten Sie an den guten Hirten oder manches Gemälde mit Christusdarstellungen. Vielleicht dachten Sie auch an Weihnachten- an das Kind in der Krippe. Nein, diese Erscheinung des auferstandenen und strahlenden Herrn ist etwas ganz anderes. Am letzten Sonntag nach Epiphanias erscheint uns Jesus, als der Herr im Himmel in all seiner Macht. Heute endet der Weihnachtfestkreis. Heute haben wir noch einmal ein weißes Parament. Es ist ein Christusfest. Und über die Passionszeit hinweg weist dieser Sonntag schon auf das Osterfest hin. Jesus Christus, unser Herr und Messias, ist der Lebendige. Er war tot, doch nun lebt er für immer und ewig und er hat die Macht über den Tod und das Totenreich. Er legt Johannes die Hand auf und beauftragt ihn, aufzuschreiben, was geschieht und was geschehen wird.

Die Offenbarung ist nicht leicht zu verstehen. Sie ist gespickt von Querverweisen auf sehr vielen andere Bibelstelle im neuen und alten Testament. Sie enthält mehr Symbolik als die meisten anderen Bücher der Bibel. Sie ist wie ein Buch mit sieben Siegeln. Nach der Entrückung der Christen wird die Offenbarung für die Menschen, die zurückbleiben das wichtigste Buch werden und sie werden es dann verstehen. Der erste Teil ist aber für alle Menschen interessant. Auch die Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Kleinasien, in der heutigen Türkei sind sehr lesenswert, stehen diese doch stellvertretend für alle Gemeinden auf dieser Erde. Für die Urgemeinde, für die Gemeinde der Christenverfolgung, für die Staatskirche, für die Kirche des Mittelalters, für die Gemeinde in der Spaltung, für die Brautgemeinde und für die Kirche der Neuzeit. Das haben wir auch schon die Zahlensymbolik: 3 ist die Zahl der Dreieinigkeit und 4 steht für die ganze Welt nach den vier Himmelsrichtungen und somit ist die 7 eine vollkommene Zahl, eine heilige Zahl. Die sieben Sterne in Jesu Hand stehen für die Engel der Gemeinden und die sieben Leuchter für die Gemeinden. Jesus steht inmitten der sieben Leuchter, inmitten seiner Gemeinde durch alle Zeit. Er ist der Bräutigam und die Gemeinde seine Braut.

In dieser Vorfreude auf das Fest warten wir. Wir gehören zu seiner Gemeinde. Lassen Sie uns seine Gebote befolgen und so leben wie es Jesus will, damit wir bereit sind, wenn er kommt. Lassen Sie uns seine Zeugen sein in dieser Welt.

So soll es sein. So spreche ich Amen.