Gnade sei mit Euch und Friede von dem, der
da ist, der da war und der da kommen wird.
Liebe Gemeinde,
schauen Sie sich einmal um. Schauen Sie mal über Ihre Bankreihe
hinweg, und sehen Sie, mit wem Sie hier heute in der Kirche
Weihnachten feiern. Viele bekannte, aber auch viele unbekannte
Gesichter. Wenn nun einer von diesen Fremden sich zu Ihnen
umdrehen und sagen würde: Ich wüsste gern, mit wem ich
hier Weihnachten feier. Wer sind Sie eigentlich? Was
würden Sie antworten? Würden Sie sagen: Ich heiße
soundso. Arbeite bei der Firma xy,
bin Schüler, Hausfrau, selbständig, Rentner. Sehen Sie:
Ich habe Frau und Kinder oder Enkelkinder, dort sitzen sie
oder aber würden sie sagen: Ich bin allein dieses Jahr
hergekommen, bin Single oder aber: der Mensch an
meiner Seite ist dieses Jahr gestorben, ich bin verwitwet.
Vielleicht würden Sie ja auch sagen, wenn man sie fragt, wer Sie
sind: Ich bin Langweider Oder aber: Ich
bin zum ersten Mal hier, bin neu hierher gezogen. Oder:
Ich bin nur zu Besuch hier und komme von dort und dort.
Wer bin ich? Auf diese Frage antworten wir gewöhnlich,
indem wir sagen, wie wir heißen, was wir tun, in welchen
Beziehungen wir stehen, mit welchen Menschen wir unser Leben
teilen und woher wir kommen, aus welcher Stadt, welchem Land.
Aber erklärt das, wer wir heute, hier in der St. Vitus Kirche
von Langweid , an diesem heiligen Abend sind? Ist das alles?
Ich bitte Sie: Schauen Sie doch einmal nach vorn, dort,
neben den Baum, zur Krippe. Auch wenn Sie es von Ihrem Platz aus
vielleicht gerade nicht sehen können, Sie wissen: Dort liegt das
Kind. Das Kind, dessen Geburt wir heute feiern. Der Mensch,
um dessenwillen wir heute am heiligen Abend zusammen gekommen
sind. Auch ihn können wir fragen: Wer bist du? Wir feiern
heute deine Geburt. Doch es ist anders als jede andere Geburt,
die wir erleben. Anders als andere Geburtstage. Ein
geheimnisvoller Zauber, ein göttlicher Glanz ist zu spüren, und
er bleibt, auch wenn wir das ganze Drumherum wegstreichen, das
Weihnachten so schön macht für uns: Die Lichter, den Baum,
die Geschenke und das gute Essen.
Wer bist du, dass wir uns danach gesehnt haben, in die Kirche zu
kommen, um deinen Geburtstag zu feiern? Wer bist du,
dass uns an Heiligabend so manches Mal ein heiliger Schauer über
den Rücken läuft? Wer bist du? Liebe
Gemeinde. Diese Frage bewegt die Menschen. Und sie
bewegt sie, seit dieses Kind heranwuchs und unter den Menschen
lebte und wirkte. Schon damals fragten sich die Leute: Wer
ist er? Ist dieser Mensch da der gesalbte König, der
Christus, der in die Welt kommt, um uns zu erlösen, uns zu
befreien? Oder wer? Manche sagten: Er ist es.
Er ist der, der uns befreien kommt. Andere dagegen
meinten: Nein, er kann es nicht sein, denn wir wissen,
in welchen Beziehungen er lebt. Wir kennen seine Familie.
Wir wissen, er ist Zimmermann wie sein Vater. Und außerdem:
Wir wissen, woher er kommt, aus welcher Stadt er stammt, aus
Nazareth. Vom Christus aber, der uns befreien soll, weiß
niemand, woher er stammt. Es war auf einem der
höchsten Feste der Juden, dem Laubhüttenfest, als die
Diskussion, wer dieser ist, hochkochte.
Jesus antwortete selbst. Seine Worte stehen
geschrieben bei Johannes, im 7. Kapitel:
(Da rief Jesus, der im Tempel lehrte:)
Ihr kennt mich und wisst, woher ich bin. Aber nicht von mir
selbst aus bin ich gekommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der
mich gesandt hat, den ihr nicht kennt. Ich aber kenne ihn; denn
ich bin von ihm, und er hat mich gesandt.
Jesus antwortet hier als erwachsener Mann,
nicht als Säugling oder als Kind, nicht als das unbeschriebene
Blatt. Mir kommt es ein bißchen so vor wie bei einer
Wahlkampfrede: Ihr kennt mich, Ihr wisst, woher ich komme. Mein
Programm ist klar. Also entscheide Dich. Aber bei Jesus geht es
noch viel tiefer. Jesus erklärt, woher er kommt. Und er meint
nicht seinen menschlichen Wohnort in Nazareth. Nein, er ist
gesandt von Gott. Er kommt aus der Herrlichkeit Gottes. Er kommt
als ein Mensch, zuerst als Baby und Kind, dann als Jugendlicher
und Erwachsener. Gott, sagt Jesus, kennen wir nicht, aber Gott
ist wahrhaftig. Jesus erzählt uns von Gott. Er erzählt von
Gottes Wesen und von seiner Welt. Aus dieser Welt Gottes kommt
Jesus als Kind, und wir wissen es: Er geht in Gottes Welt zurück,
wenn sein Auftrag bei den Menschen vollbracht ist. Jesus kennt
Gott, denn Jesus und Gott sind eins. Im Johannes-evangelium
wird Jesus einmal ganz deutlich. Er sagt: und wisst, dass der
Vater in mir ist und ich in ihm.
Ich stelle mir für mich die Frage: kenne
ich Jesus? Ja, ich weiß eine Menge von Jesus. Ich bin
schließlich in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Wir
sind auch in den Gottesdienst gegangen und nicht nur an
Weihnachten. Ich war Kindergottesdienstkind, dann begeisterter
Konfirmand, danach Mitarbeiter im Kindergottesdienst und in der
Jugendgruppe. Meine bewusste Entscheidung zu Jesus traf ich dann
vor ca. 16 Jahren. Mir ist es wichtig, Jesus immer weiter
kennenzulernen. Deswegen lese ich in der Bibel , entweder um eine
Predigt vorzubereiten oder auch im Gespräch mit dem Hauskreis.
So sicher wie Jesus hier im Johannesevangelium behauptet: Ihr
kennt mich, so sicher bin ich mir für mich nicht immer.
Deswegen will ich mehr über Jesus wissen. Und die Bibel ist
unerschöpflich.
Ich möchte Sie einladen, Jesus zu begegnen:
heute als Kind in der Krippe, zu spüren, was es bedeutet, dass
Gott sich schutzlos als Baby in diese Welt begibt. Aber Jesus
wird groß und auch da lade ich Sie ein, Jesus zu begegnen.
Lassen Sie darauf ein: Lesen Sie in der Bibel, lesen Sie von
anderen Menschen, die Ihre Erfahrungen mit Jesus gemacht haben,
kommen Sie in die Gottesdienste Jeden Sonntag ist
Gottesdienst, und in Ihrer Kirchengemeinde haben Sie die
Gelegenheit andere Menschen zu treffen, die mit Jesus
unterwegs sind.
Warum liegt über Weihnachten dieser Glanz,
von dem ich schon vorher gesprochen habe?
Nun, ich denke, dass Gottes Herrlichkeit an
Weihnachten ganz besonders sichtbar wird. Am ersten Weihnachten,
zur Geburt Jesu stelle ich mir vor, dass der Himmel offen war.
Die Herrlichkeit Gottes begleitet Jesus bis in diesen Stall. Der
Engel und himmlischen Heerscharen geben eine Ahnung davon. Und
sogar wir spüren diese Herrlichkeit, die von Gott kommt.
Lassen Sie sich davon anstecken. Nehmen Sie
sich heute eine himmlische Auszeit. Ist es doch so, dass man das
Gefühl hat, die Zeit bleibt an Weihnachten stehen.
So spreche ich Amen, so soll es sein
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.