Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen! Amen.
Liebe Gemeinde,
die Passionszeit hat gerade erst begonnen
und unser Predigttext nimmt uns heute mit an den Abend, an dem
Jesus mit seinen Jüngern das Abendmahl gefeiert hat, an den
Abend des Verrats durch Judas, an den Abend der Gefangennahme
Jesu. Wir sind doch noch gar nicht soweit, dass unser Gefühl da
mitkommt. Aber das Thema dieses Sonntags ist die Versuchung.
Daher mute ich Ihnen diesen Sprung zu: Zu diesem Abend, an dem
Judas der Versuchung erlag, Jesus zu verraten, an dem Petrus
schließlich einem der Soldaten ein Ohr mit dem Schwert
abschlägt.
Wie gut Jesus die Menschen kennt, hören wir
im Predigttext bei Lukas im 22. Kapitel:
Jesus kündigt
die Verleugnung des Petrus an
31 Zu
Petrus gewandt, sagte Jesus: "Simon, Simon! Der Satan ist
hinter euch her, die Spreu vom Weizen zu trennen. 32 Aber
ich habe für dich gebetet, damit du den Glauben nicht verlierst.
Wenn du dann zu mir zurückkehrst, so stärke den Glauben deiner
Brüder33 "Herr",
fuhr Petrus auf, "ich bin jederzeit bereit, mit dir ins
Gefängnis zu gehen und sogar für dich zu sterben." 34 Doch
Jesus erwiderte: "Petrus, ich sage dir: Noch ehe morgen
früh der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu
kennen."
Es ist mir, als spitzte sich auf diesen
Abend das ganze Leben von Jesus zu. Jesus weiß, was passiert,
mit ihm, mit Judas, mit Petrus, mit Gottes Plan. Jesus kennt
Petrus. Und Jesus kennt auch Satan und seine Machenschaften. Der
Satan ist hinter euch her. Damit meint erst einmal Petrus selber.
Er wird Jesus verleugnen. Diese Prophezeiung wird am nächsten
Morgen, nach der durchwachten Nacht am Feuer wahr werden. Das
Symbol für diesen Verrat und die Ermahnung daran ziert so
manchen evangelischen Kirchturm. Jesus meint auch die anderen
Jünger. Er denkt an die Zeit nach seinem Tod und seiner
Auferstehung. Da wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Da wird
sich zeigen, wer von den Jüngern auch nach seinen Tod zu ihm
halten wird. Und ich denke, Jesus meint auch seine christliche
Gemeinde, er meint auch uns damit. Der Satan ist hinter euch her.
Wie das auch immer aussehen mag. Der Satan ist der Meister der
Täuschung. Er sieht manchmal sogar aus wie der Christus. An
einer anderen Stelle warnt Jesus davor, dass es viele Christusse
geben wird, denen wir nicht nachlaufen sollen. Der Teufel hat
viele Gestalten: Dazu habe ich eine Geschichte mitgebracht.
Einmal wollte sich der Teufel dem hl. Martin als Halt anbieten.
Er erschiene ihm als König in majestätischer Pracht. Er sagte:
Martin, ich danke dir für deine Treue! Du sollst erfahren,
dass auch ich dir treu bin. Du sollst jetzt immer meine Nähe
spüren. Du kannst dich an mir festhalten. Sankt Martin
fragte:
Wer bist du eigentlich? Ich bin Jesus, der Christus, antwortete der Teufel. Wo sind denn deine Wunde? fragte Martin zurück. Ich komme aus der Herrlichkeit des Himmels, sagte der Teufel, da gibt es keine Wunden. Darauf Sankt Martin: Den Christus, der keine Wunden hat, den mag ich nicht sehen. An dem Christus, der nicht das Zeichen des Kreuzes trägt, kann ich mich nicht festhalten. Aber ich habe für dich gebetet, damit du den Glauben nicht verlierst. Jesus selber hilft. Und genau das ist der Unterschied. Jesus denkt an Petrus. Jesus betet für Petrus. Er tritt für ihn bei Gott ein. Vor ein paar Jahren war dieser Vers Jahreslosung. Als solche haben wir diesen Spruch persönlich genommen. Und ich denke, das ist auch gut und richtig so. Jesus will, dass wir im Gebet füreinander eintreten. Darin sehe ich auch den Auftrag an uns. Das sollen wir tun: Für unseren Partner, für unsere Familie, für die Politiker in unserer Stadt und in unserem Land, für unsere Pfarrer . Diese Liste lässt sich natürlich noch weiterführen. Jesus möchte nicht, dass wir an den Versuchungen des Satans, wie auch immer sie aussehen, scheitern. Ich denke an den Wochenspruch aus dem 1. Johannes Brief: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. Welch eine Verheißung. Das tut doch gut, das so zu hören. Paulus nennt es im Römer-Brief etwas anders:
Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch
Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder
Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch
eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die
in Christus Jesus ist, unserm Herrn. Das heißt jetzt nicht,
dass wir verschont werden von dem Bösen in diesem Leben, sondern
dass wir nicht getrennt sind von Liebe Gottes. Wenn du dann zu
mir zurückkehrst, so stärke den Glauben deinerBrüder. Jetzt
gibt Jesus Petrus einen klaren Auftrag. Wenn Du dann zu mir
zurückkehrst. Luther übersetzt die Stelle so: Und wenn du
dereinst dich bekehrst. Wenn Du erkannst hast, dass Jesus
Dein Herr ist. Wenn Du erkannst hast, dass Jesus für Dich
gestorben ist und Dich erlöst hat, dann stärke Deine Brüder,
dann gib das, was Du empfangen hast weiter. Bei Johannes steht:
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Eine dieser Früchte
ist das Brüder-Stärken. Darum werden manche Menschen Pfarrer
oder Kirchenmusiker, werden manche Menschen Krankenschwestern
oder arbeiten in der Gemeinde mit. Weil sie erkannt haben, dass
Glaube einfach auch folgt hat. Jesus sieht in die Zukunft, weil
er der Herr der Zeit ist. Er sieht, dass Petrus ihn verleugnen
wird. Petrus selbst denkt, dass er fest zu Jesus stehen wird.
Darum weint er auch bitterlich, als er den Hahn hört. Ist jetzt
Petrus ein Versager? Vielleicht war es ja auch Gottes Plan. Was
wäre gewesen, wenn Petrus sich zu Jesus bekannt hätte?
Vielleicht wäre er an der Seite Jesu gekreuzigt worden? Hätte
sich der christliche Glaube so ausgebreitet? Darüber können wir
spekulieren. Das bringt letztlich nichts. Wichtig ist, dass
Petrus aus diesem Glaubenstief wieder herauskommt. Nach Ostern
wird Petrus der Führer der entstehenden Gemeinde in Jerusalem. Nicht
zuletzt wohl der Gründer der weltweiten Kirche. Der Fels, auf
den Jesus seine Gemeinde baut. Und das soll ein Versager sein?
Das glaube ich nicht. Ich wünschte, ich wäre ein bißchen wie
Petrus. Bei aller Schwäche hat doch viel Stärke an sich. Wer
von uns ist schon auf dem Wasser gelaufen wie Petrus? Wer war von
uns der erste Jünger von Jesus? Wer war bei der Verklärung von
Jesus dabei? Und so weiter
.
Ich denke, dieser Predigttext hat drei
Botschaften für uns: Erstens: Wir können und dürfen uns nicht
ausruhen. Achtung: Seid wachsam: Der Teufel ist hinter uns her.
Zweitens: Jesus steht für uns bei Gott ein. Er ist unser
Fürsprecher. Drittens: Unser Glaube soll und muß Folgen haben.
Welche Folgen das sind, das möchte ich gerne offen lassen.
Dafür hat Gott uns Gaben gegeben. Und jedem andere. So sind die
Folgen bei jedem Menschen andere. Und das ist gut so. Wären wir
doch sonst vergleichbar. Und wer von der Norm abweicht, ist
dann kein rechter Christ?
Das zu entscheiden, liegt nicht in unserer
Hand. Ich wünsche uns, dass Jesus für uns einsteht, wenn
es an der Zeit ist. Und ich wünsche uns, dass der Satan keine
Macht an uns hat. Das möge Jesus verhüten.
Und so spreche ich Amen. So soll es sein.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, regiere unsere Herzen, in Jesu Christus Amen