Predigt: Matthäus 3, 13 - 17

 

Jesus kam aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe.

Aber Johannes wehrte ihm und sprach:

Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?

Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt geschehen!

Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's geschehen.

Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser.

Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen.

Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Herr, segne mein Reden und unser Hören durch deinen Heiligen Geist. Amen.

 

Liebe Gemeinde,

 

ich lade Sie ein das eben Gehörte auch noch zu sehen. Bitte schlagen Sie doch im Gesangbuch die Seite 1382 auf. Da ist ein Bild von dem Künstler Otto Dix, der hier die Taufe Jesu darstellt.

 

Ich habe mir bei der Vorbereitung für die Predigt überlegt, was wohl das Besondere an der Taufe Jesu ist.

 

Das sind einmal die Personen, die hier auftreten:

 

Das ist zum einen Johannes, der Täufer:

 

Ihn lernen wir schon vor seiner Geburt kennen. Sein Vater Zacharias verstummte, weil er die Engelsbotschaft nicht glauben konnte, dass er mit seiner betagten Frau Elisabeth noch ein Kind bekommt. Elisabeth war eine Verwandte Marias, und beide Frauen trafen sich während ihrer Schwangerschaften. Sie teilten die Erfahrung, ein von Gott auserwähltes Kind zu bekommen.

 

Von der Kindheit und Jugend wissen wir bei Johannes noch weniger als bei Jesus. Johannes begegnen wir erst, nachdem er seine Tätigkeit als Bußprediger aufgenommen hatte. Er war Asket und trug in ein raues Kamelhaargewand Er predigte mit gewaltigen Worten: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Johannes’ Predigt rüttelte Menschen auf.

Seine Botschaft lautete: Es genügt nicht, dass man ein geborenes Mitglied im Volk Gottes ist. An dem Leben eines Menschen soll man sehen, dass er zu Gott gehört.

Mit beleidigender Deutlichkeit zeigte Johannes auf, wie seine Zuhörer sich in falscher Sicherheit wiegten. „Schlangenbrut“ nannte er seine Zuhörer, die meinten, dass sie als Abrahams Kinder auf der sicheren Seite sind.

Johannes sagte aber auch, was die Menschen tun konnten. Sie hatten die Möglichkeit des Innehaltens und der Umkehr. Wer seine Sünden bereute und Buße tat, dem wurden seine Sünden in der Taufe vergeben. Er konnte neu anfangen.

 

Schließlich wies Johannes auf die zukünftige Offenbarung Gottes hin: „Ich taufe euch mit Wasser zur Buße, der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, ... der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Johannes ging seiner Berufung als Mahner in der Wüste nach.

Dann wurde Johannes das Verhältnis des Königs Herodes mit seiner Schwägerin zum Verhängnis. Als Johannes an dem königlichen Paar Kritik übte, wurde er ins Gefängnis gesteckt und enthauptet. Johannes war ein strenger Asket und ein unerschrockener Prophet. In vielem können wir uns nicht mit ihm vergleichen.

 

Aber in dem „Taufgespräch“ mit Jesus stellte er eine Frage, die wir genau so stellen können:

Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?

Ja, wir brauchen Gott, so können wir mit Johannes sagen, aber wozu braucht er uns?

Ich denke, das ist auch unsere Aufgabe. Dazu braucht uns Gott.

Johannes bereitete für Jesus den Weg. Er verkündigte, dass Gottes Sohn kommen wird. In Jesus erkannte er den Messias, der für sein Volk eintritt und sich zu den zerbrochenen, zweifelnden und suchenden Menschen stellt.

 

Als weitere Person Jesus:

 

Vor zweieinhalb Wochen haben wir der Geburt Jesu gedacht. Gott wird Mensch.

Letzten Sonntag hörten wir vom 12-jährigen Jesus im Tempel. Die erste eigene Aussage über seine Herkunft.

Und nun seine Taufe. Jesus ist ca. 30 Jahre alt und er wird von Johannes getauft.

Als Jesus getauft war, tat sich ihm der Himmel in einer sichtbaren Weise auf. Der Geist Gottes fuhr wie eine Taube herab und kam über ihn. Vom Himmel herab sprach eine Stimme: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Jetzt wird klar, dass Jesus von Gott kommt. Gott sendet seinen Geist auf Jesus und gibt Zeugnis.

Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Zweimal im Neuen Testament meldet sich Gott sich persönlich zu Wort. Und das denke ich, ist das Besondere an der Taufe Jesu. Gott bekennt sich ganz klar und unmissverständlich zu seinem Sohn. Dasselbe geschieht auch bei der Verklärung Jesu.

Und wenn ich mir die Szene am Jordan vorstelle, dann waren dort einige Menschen versammelt. Und alle sind Zeugen dieser Taufe und der Worte Gottes an seinen Sohn. Alle 4 Evangelien berichten von der Taufe Jesu. Wer braucht denn jetzt noch einen Beweis, dass Jesus Gottes Sohn ist?

Jetzt stellt sich auch die Frage, warum Jesus getauft wurde:

1.     Damit alle Gerechtigkeit erfüllt würde.

2.     Damit wir Menschen erkennen, dass Jesus auch in der Taufe unser Bruder ist.

3.     Weil Jesus durch Gott seine Bevollmächtigung bekommt, und zwar durch ein beispielloses Zeugnis Gottes.

Am Ende des Matthäus-Evangeliums nimmt Jesu die Taufe wieder auf. Dort heißt es:

Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.

Glaube ist nicht nur eine Privatsache zwischen Gott und dem Einzelnen.

Wenn Gott sich offenbart, dann entsteht eine Verbindung zwischen Gott und dem Menschen. Uns wäre das oft genug. Diese Zweisamkeit könnten wir in der Natur oder in unseren vier Wänden genießen.

Aber Gott ist das nicht genug. Er zieht den Kreis weiter.

Er zeigt uns Menschen, die uns um seinetwillen etwas angehen. Er nimmt uns in Dienst.

Durch uns verwirklicht er seine Pläne in der Welt.

Wie bei Johannes arbeitet Gott auch heute:

Er beauftragt uns, seine Offenbarung vorzubereiten.

Er zeigt uns, wo sein Wille nicht geschieht, und gibt uns Mut dazu, auch andere anzuhalten.

Er lässt uns Worte finden, die anderen eine Hilfe sind.

Er gibt uns Handlungen, in denen er uns nahe kommt, etwa in der Taufe und im Abendmahl.

Er beauftragt uns, von unseren Erfahrungen mit ihm zu erzählen.

Er beruft uns zum Handeln und zum Beten, und wir erleben, dass dadurch Beziehungen wachsen. Wir übernehmen Verantwortung füreinander.

Die Taufe Jesu setzt die Botschaft von Weihnachten fort:

In Jesus ist Gott Mensch geworden.

Er ist in unser Leben gekommen, um uns zu helfen.

Er hat sich vor Gott erniedrigt, und er hat Gottes Zuwendung erlebt.

Beide Erfahrungen teilt er mit uns.

Wir dürfen aus diesem Gottesdienst als Beschenkte und Beauftragte heimgehen:

als Menschen, zu denen Gott kommt,  und als Menschen, die Gott braucht.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen